Am 12.11.2024 war Herr Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer der Einladung der Gemeinschaftsschule Bergatreute gefolgt und hielt einen Vortrag zur Auswirkung des übermäßigen Konsums digitaler Endgeräte auf die körperliche und seelische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Manfred Spitzer studierte in Freiburg Medizin, Psychologie und Philosophie, lehrte an der psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg und forschte in den USA sowohl an der Harvard University als auch an der University of Oregon. Seit 1997 ist Manfred Spitzer Ärztlicher Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik in Ulm und gründete 2004 das Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL).
Im vorbereitenden Austausch zwischen Schulsozialarbeit und Spitzer wurde deutlich, dass es das Hauptanliegen des Mediziners und Neurowissenschaftlers ist, dahingehend Aufklärungsarbeit zu leisten, welch irreparable Schäden ein übermäßiger Konsum digitaler Endgeräte im (Klein-)Kindalter und bei Heranwachsenden anrichten kann. Vom Konsum digitaler Endgeräte, schneller Bilder und einseitigem Informationsfluss bilde sich das Gehirn nicht aus. Im Gegenteil. Hierbei trägt Spitzer Studien und Forschungsergebnisse zusammen, die teilweise erschreckende Ergebnisse liefern. Auch mitgebracht hatte Spitzer, die am selben Tag veröffentliche, neue Pisa-Studie mit Ergebnissen, die zum Nachdenken anregen dürfen.
Spitzer erklärte in seinem Vortrag eindrücklich, wie das menschliche Gehirn aufgebaut ist und wir der Mensch im Idealfall und möglichst viel lernt. Ferner referierte er darüber, wie sich bei Kleinkindern die Augen (gesund) ausbilden und wie sich die Nutzung von digitalen Endgeräten (Smartphone über Tablet bis hin zum Fernseher) auf die kindliche Hirnbildung auswirkt. Hierzu führte Spitzer als Beispiel China an, wo die Handynutzung bei unter 15Jährigen nach Veröffentlichung einer Studie zur Erkrankung kindlicher Augen umgehend verboten wurde.
Laut Herrn Prof. Dr. Dr. Spitzer sollten Kinder bis 6 Jahren überhaupt nicht in Kontakt mit digitalen Geräten kommen und danach nur sehr sporadisch und minimalistisch. Wichtig sei für die gute Hirnausbildung von Kindern und Jugendlichen das lebendige, aktive und vor allem auch kreative und musische Spiel und Lernen. Denn, wer früh viel und kontinuierlich lernt, sei im späteren Alter besser geschützt vor dem Hirnabbau und vor dem Einsetzen von (durchaus auch früher) Demenz. Schulen und Kindergärten seien unbedingt aufgerufen, „Demenzprophylaxe“ zu betreiben.
Im Anschluss an Spitzers Vortrag wurde im Zuge diverser Publikumsfragen sehr deutlich, dass sich im Saal vielzählig anwesende Pädagogen und auch Fachärzte sehr große Sorgen um die weitere Entwicklung von Kindern und Jugendlichen machen. Darüber, dass „Verdummung“, Konzentrationsstörungen und Autismusspektrumsstörungen immer mehr zunehmen und wie diese in Zusammenhang mit dem Thema des Abends gebracht werden können. Ratlosigkeit war ebenso zu spüren wie große Sorge um die nächsten Generationen.
Die GMS Bergatreute bedankt sich sehr herzlich bei Herrn prof. Dr. Dr. Spitzer, dass er der Einladung gefolgt ist und trotz mancher Anfeindung nicht müde wird, Aufklärungsarbeit zu leisten!
Wie bereits berichtet, will sich die GMS Bergatreute auf den Weg zu einer handyfreien Schule machen und hat hierzu am 13.11.2024 einen einstimmigen Beschluss in der Gesamtlehrerkonferenz (GLK) gefasst, sich auf den Weg zu machen.